Zum Muttertag: Musikalität, die Generationen verbindet
- Andrea Botelho
- 20. Mai
- 4 Min. Lesezeit
Der Mai war für mich immer besonders – nicht nur, weil es der Monat der Mütter ist, sondern auch, weil er mich daran erinnert, wie sehr die Mutterschaft mein Leben verändert hat. Besonders ab dem Moment, als die Musik auch zum unzertrennlichen Band zwischen mir und meiner Tochter Duda wurde.
Liebe auf den ersten Blick
Unsere gemeinsame musikalische Geschichte begann auf eine magische und unerwartete Weise. Bei einer Generalprobe, die ich dirigierte, begleitete mich die damals vierjährige Duda auf die Bühne. Als leidenschaftliche Dirigentin und Mutter zeigte ich ihr ein Instrument nach dem anderen mit der Hoffnung, dass eines ihre Neugier wecken würde. Aber es war der Kontrabass, riesig und viel größer als sie selbst, der dieses Mädchen völlig faszinierte. Ihre Augen leuchteten – und da war sie: Liebe auf den ersten Blick, vom Podium ins Herz. Seitdem wollte Duda kein anderes Instrument mehr spielen. Sie zeigte eine bemerkenswerte Ausdauer – eine Eigenschaft, die sie, denke ich, von mir geerbt hat.
Mein beruflicher Werdegang war von vielen Hindernissen und Herausforderungen geprägt. Deren Überwindung erforderte Mut und Durchhaltevermögen, und ich hoffe, dass dieses Beispiel meiner Tochter zeigt, dass große Träume nur durch Hingabe, Arbeit und Liebe wahr werden. Auf die Herausforderungen selbst bin ich nicht stolz, aber darauf, sie überwunden zu haben. Und ich glaube, auch darin bin ich ihr ein Vorbild.
Worte von Duda

„Es ist nicht immer einfach, mit einer Mutter zu leben, die Dirigentin und Komponistin ist! Wenn ich übe und sie zu Hause ist, kann ich den Gedanken nicht abschalten, dass sie zuhört. Wenn ich beim Üben sehr schief spiele, dauert es keine fünf Minuten und ich höre ihre Stimme: 'Dudaaaaa, stimm nach!' Manchmal muss ich lachen, aber ich weiß, sie will nur mein Bestes.
Es macht mich auch mega stolz, zu sehen, wie sie komponiert – manchmal isst sie gerade mit uns am Tisch und läuft plötzlich los, um eine musikalische Idee aufzuschreiben. Meine Mitschüler*innen bewundern sie auch sehr. Und ich platze vor Stolz, wenn ich sagen kann, dass Stücke wie die Kantate, die von allen gespielt wurde, von meiner Mutter komponiert wurden!
Bei Konzerten, bei denen ich unter ihrer Leitung spiele, bin ich die Einzige, die sie in den Proben ‚Mama‘ nennen darf – alle anderen sagen ‚Maestra‘. Das ist total cool und lustig. Ich sehe meine Mutter als große Inspiration, und sie steht immer hinter mir, auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind. Zum Beispiel: Wäre es nach ihr gegangen, hätte ich nie Kontrabass gespielt. Aber heute sagt sie immer, dass es das beste Instrument war, das ich wählen konnte – und dass sie es mittlerweile auch liebt.“
Gemeinsame Träume
Duda ist inzwischen eine der besten jungen Kontrabassistinnen ihrer Generation und hat bereits internationale Preise gewonnen – ein Grund für mich, stolz und glücklich zu sein. 2023 feierten wir ein besonderes Highlight: Gemeinsam standen wir in Rio de Janeiro zum ersten Mal auf der Bühne – ich als Dirigentin, sie als Solistin. Ein Erlebnis, das für immer in unseren Herzen bleibt; ein Symbol für unsere musikalische und emotionale Verbundenheit.
Diese Partnerschaft trägt uns zu neuen Projekten: Wir bereiten gerade unser erstes gemeinsames Album Photosynthesis vor, das im Juli erscheint. Es enthält Werke voller Zuneigung, darunter viele meiner eigenen Kompositionen, wie zum Beispiel die „Variationen über ein brasilianisches Thema“, die ich für Duda geschrieben habe. Auch die „Sonatina“ von Ernst Mahle, die speziell für sie entstanden ist, sowie viele Transkriptionen brasilianischer Werke – von Villa-Lobos bis hin zu Komponistinnen – die ich für den Kontrabass bearbeitet habe, inspiriert von meiner Tochter, dürfen nicht fehlen.
Im Mai, dem Monat der Mütter, werden wir nicht nur das Album aufnehmen, sondern auch ein Mutter-Tochter-Konzert veranstalten – Duda wird die Moderation übernehmen! Es erfüllt mich mit Freude und Stolz, solche Momente mit ihr teilen zu dürfen. Schon immer habe ich mir gewünscht, nicht nur Mutter, sondern auch Freundin meiner Tochter zu sein. Ich glaube, heute haben wir genau das erreicht.
Huldigung, Inspiration und Vermächtnis

Mit dem Album Women and the Double Bass, das wir kürzlich veröffentlicht haben – gemeinsam gespielt von Duda, mir und ihrer ersten Lehrerin Helen Buchbach – feiern wir die Frauen in der Musik und alles, was wir gemeinsam erlebt haben. Duda ist mittlerweile Schülerin von Stephan Petzold am Carl Philipp Emanuel Bach Gymnasium in Berlin – ihre musikalische Entwicklung erfüllt mich mit Zuversicht und Stolz.
Doch am meisten freut es mich, dass unsere Beziehung auf einer echten Freundschaft beruht, voller Respekt und Liebe – etwas sehr Seltenes zwischen Müttern und Teenager-Töchtern und für mich ein großer Schatz.
Einladung zum Miterleben
Wir laden euch herzlich ein, uns auf unserer Reise zu begleiten – bei Konzerten, CD-Aufnahmen oder hier im Blog. Jede Note, jedes Projekt, jedes neue Stück ist Ausdruck nicht nur unserer künstlerischen Arbeit, sondern auch der tiefen Verbindung von Mutter und Tochter, von Schülerin und Lehrerin (und manchmal umgekehrt!) und vor allem: von zwei guten Freundinnen.
Möge der Mai allen Müttern viel Zuneigung, Inspiration und neue musikalische Entdeckungen bringen – so wie uns.
Begleitet uns zu unseren Konzerten und beim Release des Albums Photosynthesis im Juli!
Mehr Informationen unter: www.andreabotelho.com
Frohe Muttertag!

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